Bedarfsgerechter Ausbau der Elektro-Ladeinfrastruktur (18.01.2022)

Begründung:

Ein bedarfsgerechter Ausbau der öffentlichen Elektro-Ladeinfrastruktur im Stadtgebiet wird eine zunehmend wichtige Aufgabe für Kommunen – u.a. auch als Anreiz für die Bürger zum Umstieg auf E-Fahrzeuge.

In den nächsten Jahren ist mit dem deutlich steigenden Angebot der Fahrzeughersteller ein rasanter Anstieg der Zulassungszahlen von E-Fahrzeugen zu erwarten (heute 20% Neuzulassungen bis 2023 > 50%).

Gemäß Koalitionsvertrag soll Deutschland ein Leitmarkt mit mindestens 15 Millionen E-Fahrzeugen im Jahr 2030 werden. Daneben ist ausgeführt: „Der Ausbau der Ladeinfrastruktur muss dem Bedarf vorausgehen. Wir werden deshalb den vorauslaufenden Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur mit dem Ziel von einer Million öffentlich und diskriminierungsfrei zugänglichen Ladepunkten bis 2030 mit Schwerpunkt auf Schnellladeinfrastruktur ressortübergreifend beschleunigen, auf Effizienz überprüfen und entbürokratisieren.“ Rein rechnerisch entsprechen 1 Million öffentliche Ladepunkte in Deutschland mehr als 250 Ladepunkte in Puchheim.

Anfragen bei Kommunen sowie Stromanbietern (hier KommEnergie) zu Lademöglichkeiten im privaten wie öffentlichen Raum zeigen das stetig wachsende Interesse der Bevölkerung.

Den Umstieg von fossilen Verbrennungsmotoren auf E-Mobilität verstehen wir Grüne als ein gemeinsames, gesellschaftliches Thema, welches die Kommunen und den öffentlichen Bereich wie auch den privaten Bereich gleichermaßen betrifft.

Wir sind der Überzeugung, dass ein schneller Umstieg von fossiler Energie Hand in Hand gehen sollte mit privaten, wie auch öffentlichen Initiativen. Dazu wollen wir Versorgungslücken schließen und mit geeigneten Maßnahmen interessierte Bevölkerungsschichten informieren und zur intensiveren Nutzung anregen.

Zahlreiche bereits verfügbare staatliche Fördermöglichkeiten können dazu schon heute genutzt werden.

Die derzeit im Stadtgebiet zur Verfügung stehenden 7 öffentlichen Ladestationen mit 13 Ladepunkten zeigen eine stark unterschiedliche Nutzung (standortbezogen), wobei die Abdeckung noch große Lücken aufzeigt.

Die Nutzungszyklen der von der KommEnergie betriebenen Ladestationen ist mit rd. 2,4 Ladungen/Tag anzusetzen. Es gibt Säulen, an denen pro Tag keine Ladung stattfindet (z.B. Am Grünen Markt in Puchheim), an anderen Säulen bspw. im Ikaruspark dafür heute schon 2-4 Ladungen pro Tag. In einem kürzlich geführten informativen Gespräch mit der KommEnergie wurde für einen wirtschaftlichen Betrieb einer Ladesäule eine Zahl von >5 Ladevorgänge/Tag genannt.

Dies wird in 2-3 Jahren mit dem Hochlauf der E-Mobilität realistisch sein. Die Bereitschaft von Eigentümergemeinschaften mit Tiefgaragen oder Garagenhöfen, hier privat zu investieren, wird voraussichtlich in diesem Zeitraum noch nicht entsprechend steigen.

Für weitere öffentliche Ladestationen sollten deshalb gute Erreichbarkeit und Flächenabdeckung für ganz Puchheim bei der Auswahl Berücksichtigung finden. Prädestinierte Orte können bspw.  Einkaufszentren, Sportstätten/Schulen, Behörden oder die Haupteinkaufsstraße mit Ärztezentrum sein.

Als Investitionskosten einer Ladesäule mit 2x22 kW sind inkl. Stromanschluss für die Hardware 10 – 15 T€ netto ansetzen. Ein Teil der Kosten kann durch Fördergelder des Bundes oder des Freistaats abgedeckt werden (Förderungen sind aktuell bis 2025 vorgesehen, unterschiedliche Förderaufrufe werden 2 bis 3 mal pro Jahr veröffentlicht). Für die Umsetzung (Finanzierung, Umsetzung und Beantragung von Fördermitteln) ist eine enge Abstimmung mit der KommEnergie als örtlichen Elektrizitäts-Grundversorger und ggf. mit potentiellen Betreibern von öffentlichen Ladestationen erforderlich.

Durch aktive Informationspolitik soll die bislang vorhandene Infrastruktur weiter bekannt gemacht werden. Eine wiederkehrende Bürgerbeteiligung durch Abfragen des Bedarfs ist für eine sinnvolle Standortplanung unerlässlich.

Dabei kann auch die Nachfrage nach weiteren Car-Sharing-Angeboten ermittelt werden. Car-Sharing sollte künftig mit E-Mobilen stattfinden. Dafür ist es vorstellbar, an neuen Ladestationen einen Platz für ein Car-Sharing-Auto und den zweiten Platz für die Öffentlichkeit zu nutzen.

Eine fundierte Bedarfsplanung ist auch eine wesentliche Grundlage für den Fall, dass private Anbieter in Puchheim aktiv werden wollen. Für diesem Fall ist zu überlegen, ob wie in Olching eine Richtlinie für die Erteilung von straßenrechtlichen Sondernutzungserlaubnissen zur Errichtung von öffentlichen und nicht-öffentlichen E-Ladesäulen für das Stadtgebiet Puchheim erforderlich ist.

Der Antrag wurde in der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt am 08.02. behandelt. Die große Mehrheit sah es nicht als Aufgabe der Kommune an, sich um die öffentliche E-Ladeinfrastruktur zu kümmern und wollte selbst einer Bedarfserhebung durch die Kommune nicht zustimmen. Den Grünen wurde lediglich zugebilligt, einen Fragenkatalog für eine Bedarfserhebung selbst zu entwerfen und diesem dem Ausschuss wieder vorzulegen. Schade!



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